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Mensch vor Profit

Internationale Manifestation an der Gedenkstätte „Neue Bremm“ in Saarbrücken: Widerstand gegen Rechtsentwicklungen, Rassismus, Neofaschismus und Aufrüstung

Auf Initiative der Parti Communiste Française Moselle sollte am 8. Mai, dem 75. Jahrestag der Befreiung, an der Gedenkstätte Gestapo-Lager „Neue Bremm“ eine internationale Manifestation linker Parteien der Region stattfinden. Wegen den Pandemie-Einschränkungen musste sie verschoben werden. PCF-Moselle, Partei Die Linke Saarland und DKP Saarland veröffentlichten deshalb zum Jahrestag zunächst eine gemeinsame Erklärung. (deutsch und französisch) http://www.sozialismuss.de/dkp/download/75_anniversaire_de_la_chute_du_nazisme.pdf

Am Samstag 4. Juli wurde die Manifestation nachgeholt. Mitglieder der PCF, der Parti de Gauche und der CGT (Confédération Général du Travail) des Département Moselle, der Kommunistischen Partei und der Partei déi Lénk aus Luxemburg, der DKP und der VVN-BdA Saarland, Landtagsmitglieder der Partei Die Linke und Vertreter der Erinnerungsarbeit des Landes, Vertreter*innen des FriedensNetz Saar, linker Jugendorganisationen und antifaschistisch aktive Mitbürger*innen gedachten der Opfer des Faschismus, würdigten die Widerstandskämpfer*innen. Es war nicht nur eine Gedenkveranstaltung, die Redner setzten sich vor allem mit dem aktuellen Rassismus und neofaschistischen Gefahren auseinander. Auf Transparenten wurde zu aktivem Engagement gegen Rechts aufgerufen.

Heinz Bierbaum, Vorsitzender der „Europäischen Linkspartei“ verwies in seiner Eröffnungsrede auf die Initiative der französischen Kommunisten, sich im Kampf gegen den neu aufkommenden Faschismus und Rechtsextremismus noch enger als bisher zusammenzuschließen. Die „Europäische Linkspartei“ trete vor allem im EU-Parlament für „ein anderes Europa“ auf und fordere ein Engagement der Europäischen Union für Frieden und Abrüstung. Das sei besonders in den gegenwärtigen Zeiten der Pandemie von Bedeutung. Eine wichtige Grundlage für den Kampf um Frieden sei auch das Erinnern an die Kämpfer des antifaschistischen Widerstandes.

Dr. Kurt Bohr (Sprecher der Initiative Neue Bremm) erinnerte an die Gräueltaten, die an diesem Ort stattfanden und wie aus ganz normalen Menschen Bestien wurden, die Gefangene quälten und ermordeten. Er dankte Horst Bernard von der VVN-BdA für die langwierige Arbeit der VVN, damit dieses ehemalige Lager zur Gedenkstätte werden konnte. Er betonte, dass es heute wieder dringend notwendig sei, sich gegen Rassismus und Antisemitismus zu engagieren.

Christophe Bartz (Mitglied des Exekutivkomitees der Kommunistischen Partei Luxemburgs) erinnerte in seiner Rede an die Widerstandskämpfer in Luxemburg während der deutschen Besatzung. Das Vermächtnis der antifaschistischen Widerstandskämpfer erfüllen sie in erster Linie durch ihr Eintreten für Frieden und Abrüstung. „Wir Luxemburger Kommunisten lehnen es ab, viele Hunderte Millionen Euro auszugeben für ein Militärflugzeug, für einen Militärsatelliten und anderes teures Militärgerät. Wir wenden uns dagegen, Luxemburger Soldaten, von deutschen Offizieren kommandiert, in einem NATO-Kontingent in Litauen, in unmittelbarer Nähe der russischen Grenze zu stationieren. Und wir fordern von der Luxemburger Regierung, dass sie umgehend den UNO-Atomwaffenverbotsvertrag unterschreibt und ratifiziert.“

Dennis Lander (Mitglied des Landtages, Die Linke) betonte die Notwendigkeit antifaschistischen Engagements in dieser Zeit angesichts des Rassismus und der neofaschistischen Mordanschläge.

Der Vertreter der DKP, Volker Jung, (Mitglied des Bezirksvorstandes) erinnerte an die Solidarität des französischen Volkes gegenüber den geflüchteten Antifaschist*innen in der Zeit des Faschismus. Er thematisierte die rassistischen und faschistoiden Netzwerke bei Militär und Polizei und forderte die Auflösung des sogenannten Verfassungsschutzes. „Der rechte Terror gegen Menschen ist nur eine Spitze des gesellschaftlichen Problems „Alltagsrassismus“. Die Rednerinnen und Redner der „Black Lives Matter“ - Kundgebungen hatten ihre Erfahrungen dargestellt und ein antirassistisches gesellschaftliches Selbstverständnis gefordert.

Themen, gesellschaftliche Probleme, die von Antifaschistinnen schon seit vielen Jahren benannt werden. Die bisher von den Medien und der vorherrschenden Politik überwiegend ignorieret wurden. Jahrzehnte war das offizielle innere Feindbild „links“; überwunden ist dies keineswegs. Noch immer wird die Existenz der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschist*innen staatlicherseits bedroht, wird die Gefährlichkeit des Linksextremismus aufgebauscht.“

Mit dem Aufruf aus der o.g. gemeinsamen Erklärung beendete er den Beitrag: „Wir rufen alle demokratischen Kräfte in unserer Region auf, gemeinsam gegen die Feinde der Demokratie zu kämpfen."

Jacques Maréchal, Bezirkssekretär der PCF Moselle, erinnerte an die mehr als 3.000 politischen Gefangenen aus 14 Ländern, die im Gestapo-Lager „Neue Bremm“ eingekerkert, gefoltert und ermordet worden waren, darunter Deutsche, Franzosen und Luxemburger. Diese Manifestation mit Teilnehmern aus den drei Ländern, darunter Vertretern von Gewerkschaften, sei eine Premiere.

Er erinnerte an die Erfahrungen des gemeinsamen Kampfes der Arbeiter des Saarlandes und Lothringens in der Vergangenheit und die Solidarität der Arbeiterfamilien Lothringens gegenüber den deutschen Antifaschist*innen. Auch heute gebe es in der Region gemeinsame Interessen der linken Parteien, die eine Zusammenarbeit möglich und notwendig mache.

Ein Vertreter der Gewerkschaft CGT forderte, angesichts des neu aufkommenden Faschismus und der rassistisch motivierten Angriffe gemeinsam und grenzübergreifend die Bewegung gegen den Faschismus zu organisieren, in der alle antifaschistischen Kräfte, einschließlich der Gewerkschaften, ihre Aktivitäten koordinieren sollten. Auch die gegenwärtige kapitalistische Krise erfordere mehr Aufmerksamkeit, wobei der Jugend eine besondere Verantwortung zukomme.

Bernhard Fox, Landesvorsitzender der VVN-BdA, verurteilte die Versuche, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten in der Bundesrepublik Deutschland die Gemeinnützigkeit abzusprechen und damit nicht nur die Existenz dieser antifaschistischen Organisation, sondern vor allem auch ihre Tätigkeit im Sinne der Aufklärung über die Gefahren des Faschismus in Frage zu stellen. Er forderte die anwesenden Parteien und Organisationen auf, weiterhin aktive Solidarität mit der VVN-BdA zu üben.

Zum Abschluss gedachten alle Teilnehmer*innen der Manifestation in einer Schweigeminute allen Opfern des Faschismus und neofaschistischer Gewalttaten. Vertreter*innen der Jugendorganisationen SDAJ (Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend) Saarland, MJCF (Mouvement des Jeunes Communistes Français) Moselle und JCL (Jeunes Communistes Luxemburg) legten gemeinsam einen Kranz nieder.

Anschließend informierte Horst Bernard (Ehrenvorsitzender der VVN-BdA Saarland) interessierte Teilnehmer aus Lothringen in Französisch über das ehemalige Gestapolager.

https://www.unsere-zeit.de/gemeinsam-im-gedenken-132256/#more-132256 Bericht Uli Brockmeyer; bearbeitet und ergänzt Rainer Dörrenbecher

Alle Fotos: Jérôme Daize

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