Saarbrücken, 23.06.2008
Nicht zu
vergessen: Vor 10 Jahren wurden die Saarbergwerke für 1 DM an die
Ruhrkohle AG verscherbelt. Das Trümmerfeld des rabiaten Abbaus in
der Primsmulde vom Februar 2008 ist auch noch nicht vergessen. Nun will
sich der Ruhr-Konzern schon 2012 von der Saar verabschieden. Der Abgang
ist verantwortungslos gegenüber den Menschen und der Region; er
ist allein durch die Profitinteressen des RAG-Konzerns diktiert, nach
dem Motto: die Felder werden abgeräumt, was danach kommt ist egal.
Es geht um 4700 DSK-Beschäftigte
und weitere 5000 in den Zulieferbetrieben, für die keine
Ersatzarbeitsplätze zur Verfügung stehen. Noch im Jahr 2008
sollen 500 aus dem Bergbau gehen, und das soll Jahr für Jahr so
weiter gehen bis 2012; am Schluss blasen noch 1900 Beschäftigte
das letzte Licht aus. An der Saar werden also in den nächsten 5
Jahren fast 10 000 Arbeitsplätze und einige hundert qualifizierte
Ausbildungsplätze vernichtet werden; das wird sozialpolitisch
gravierende Folgen haben, die Arbeitslosigkeit wird weiter drastisch
steigen. Trotz der Beteuerungen, den Arbeitsplatzabbau
sozialverträglich gestalten zu wollen, werden Menschen in die
Arbeitslosigkeit geschickt und nicht wenige sind nach kurzer Zeit von
Hartz IV bedroht.
Die Müller-Regierung (CDU) steht
dieser Entwicklung passiv gegenüber. Mit ihren jahrelangen Gerede
vom Auslaufbergbau hat sie der jetzigen Entscheidung konsequent den Weg
geebnet. Jetzt hat sie den Auslaufbergbau und weiß nicht wohin
mit den Geistern, die sie rief.
Woher will sie die rund eine halbe
Milliarde € Investitionen holen, die durch den Bergbau im Saarland
jährlich investiert wurden? Was bleibt von ihrem Versprechen, mehr
qualifizierte Arbeitsplätze zu schaffen?
Alle diejenigen, die den Ausstieg aus
der Kohle als Erfolg verkaufen, haben erneut ihre Unfähigkeit
bewiesen, Probleme wirklich zu lösen. Dicht machen, ohne
Ersatzarbeitsplätze zu schaffen, das kennen wir von Ben-Q, Nokia
und anderen. Dahinter stehen die am Profit orientierten Global Players,
in die sich der RAG-Konzern einreihen möchte. Die Akteure dieses
Dramas um die Steinkohle werden als konzeptionslose, neoliberalistische
Plattmacher in die Geschichte eingehen.
Der jetzige Stilllegungsbeschluss
wurde auch mit den Stimmen der Gewerkschaftsvertreter gefasst. Bei
einer politischen Bilanz müssen sich deshalb die Verantwortlichen
in der IGBCE fragen lassen, ob ihr Konzept in der Auseinandersetzung um
den Bergbau - das alternativlose und oftmals unkritische
Einbindenlassen in die RAG-Entscheidungen - letztlich
„zielführend“ war.
Nach Meinung der DKP ist ein
radikaler Politikwechsel notwendig. Für eine Politik, in dessen
Mittelpunkt der Mensch mit seinen sozialen und Zukunftsinteressen steht
und nicht die Interessen des Kapitals. Für eine Politik, die die
Umwelt und die Lebensgrundlagen schützt. Für eine Energie-
und Ressourcenpolitik, die all diesen Zielen entspricht und damit auch
hilft, die weltweiten Auseinandersetzungen um Energie- und Rohstoffe zu
entschärfen. Für die Vergesellschaftung der Energiewirtschaft
bei demokratischer Kontrolle.
Die im Bergbau und in der
Zulieferbetrieben Beschäftigten und ihre Familien brauchen
Arbeitsplatz- und Zukunftssicherheit. Die Entscheidung für das
Ende des Bergbaus an der Saar muss nicht endgültig sein, die
Revision ist möglich. Auf der Vertrauensleuteversammlung wurde zum
Beispiel das Wiederanfahren der Grube Göttelborn gefordert.
Die RAG darf nicht der Verantwortung
entlassen werden, sie muss sich an der Schaffung von
Ersatzarbeitsplätze im Saarland beteiligen. Die Landesregierung
muss endlich ein Arbeitsplatzprogramm in wichtigen gesellschaftlich
Bereichen wie Bildung, Umweltschutz, sozialer Integration und dem
Ausbau regenerativer Energien auflegen.
Fred Herger
Mitglied
des Bezirkssekretariats der DKP Saarland
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