Frage: Wie bewertest
Du das Ergebnis der Landtagswahlen im Saarland?
Das Wichtigste ist der eklatante Stimmenverlust
der CDU. Auch wenn Peter Müller jetzt versucht, „den Koch zu machen“ und an der
Macht kleben will, das Ergebnis ist ein eindeutiges Signal für einen
Politikwechsel! Wir gratulieren der Partei DIE LINKEN zu ihrem beeindruckenden Wahlerfolg.
Oskar Lafontaine hat in den letzen Tagen auffällig oft Druck gemacht für einen
Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan, gegen Hartz IV und die Rente mit 67. 43.000
Nichtwähler, das sind über 8 Prozent, haben ihre Stimme der Partei DIE LINKE
gegeben. Am vergangenen Wochenende ist deutlich geworden: Mit den Themen
„Frieden, Arbeit und Gerechtigkeit“ und entsprechenden Alternativen können bei
Wahlen Mehrheiten verändert werden.
Und noch zwei wichtige Erkenntnisse: Offensichtlich zieht zum
einen die von CDU reflexartig hochgezogene Rote-Socken-Kampagne nicht mehr. Und
zum anderen wurde deutlich, dass Wahlkampfinhalte, die sich an den Bedürfnissen
der arbeitenden Menschen orientieren, auch die Neonazis alt aussehen lassen.
Die NPD, die bei den letzten Wahlen noch 4 Prozent erreichte, konnte – trotz
ihrer massiven Plakatierung ausländerfeindlicher Parolen – mehr als halbiert
werden.
Frage: Mit dem Aufruf
„Politikwechsel im Saarland dringender denn je! Nicht nur wählen – Druck
machen!“ hat die DKP vor der Wahl inhaltlich Position für einen Regierungs- und
einen Politikwechsel bezogen. (siehe UZ vom 22.08.09) Fühlt ihr euch durch die
Ergebnisse bestätigt?
Unser Standpunkt bleibt auch nach den
Wahlen aktuell. Wir fordern weiterhin die Erarbeitung und Durchsetzung eines
Landesentwicklungsprogramms mit dem Grundsatz „Der Mensch kommt vor dem
Profit“. Im Mittelpunkt eines solchen Programms muss die Zukunft der Arbeit
stehen. Es muss Sofortmaßnahmen beinhalten, wie Massenarbeitslosigkeit und
soziale Not sofort bekämpft werden können, wie die Kinderarmut überwunden und
Altersarmut verhindert wird. Es muss Wege aufzeigen, wie die Zerstörung der
ökologischen Existenzgrundlagen beendet und eine Energiewende herbeigeführt
wird. Es muss klare Maßnahmen enthalten, wie Bildung, Gesundheit für alle
gesichert, wie mehr Mitbestimmung in Betrieb und Gesellschaft durchgesetzt
wird!
Die nächsten Tage und Wochen werden entscheiden, ob die
Saarländerinnen und Saarländer sich eine Perspektive für einen Politikwechsel
öffnen können, der wichtige Elemente dieser Forderungen beinhaltet, oder nicht.
Der erste Schritt ist getan.
Frage: Viele sagen,
dass jetzt alles davon abhängt, wie sich die Grünen in den kommenden Tagen
entscheiden. Wie siehst Du das?
Der deutliche Wunsch der Mehrheit der Wählerinnen
und Wähler nach einer anderen Politik darf nicht im stillen Kämmerlein
vermauschelt werden. Es kommt auf die Inhalte an, mit denen Druck auf
Veränderung gemacht werden kann. Die SPD ist gefordert, ein inhaltliches
Gesamtkonzept für einen klaren Politikwechsel als Grundlage für eine
Regierungsbildung vorzulegen - kein Sammelsurium von Einzelforderungen, die
dann in Koalitionsverhandlungen verschachert werden. Ein wichtiges Signal wäre
eine sofortige Absage der Sondierungsgespräche mit der CDU – wer im Wahlkampf
für einen Wechsel plakatiert, sollte nicht so mit den Hoffnungen seiner
Wählerinnen und Wähler spielen!
Und wir bleiben auch bei unserer Position, dass die
fortschrittlichen Bewegungen entscheidend sind für die weitere
gesellschaftliche Entwicklung. Deshalb ist es jetzt insbesondere notwendig,
dass die außerparlamentarischen Bewegungen, vor allem die Gewerkschaften, auf
diesen Prozess Druck machen, um ein zweites Hessen zu verhindern.
„Politikwechsel statt Jamaika – Neoliberale in die Wüste!“ sollte die Losung
sein. Eine solche Bewegung für einen inhaltlichen Politikwechsel ist auch der
beste Schutz gegen Anpassungstendenzen bei den LINKEN, gegen faule Kompromisse
auf Kosten der Saarländerinnen und Saarländer à la Berliner Senat. Wir
Kommunistinnen und Kommunisten an der Saar werden in diesen
Auseinandersetzungen mitmischen, unsere Kraft gemeinsam mit Bündnispartnern in
Friedens- und sozialen Bewegungen in die Waagschale werfen. Also: Nicht
abwarten und zusehen, sondern einmischen und Flagge zeigen ist gefragt. Die
Stärkung der anti-kapitalistischen Kräfte, der DKP, ist gerade jetzt notwendig!
Die Grünen müssen sich entscheiden, ob sie tatsächlich eine
Ergänzungs-FDP und Steigbügelhalter für die Fortsetzung der Müller-Regierung
werden oder sich endlich auch für soziale Inhalte öffnen wollen. Ihre
Gründungsmütter und -väter würden sich im Grab umdrehen, wenn sie die
Zapfenstreichpolitiker und Tapferkeitsordensverleiher im Saarland an der Macht
hielten.
Frage: Welche Wirkung
hat das Ergebnis im Saarland auf die Bundespolitik?
Die Krise hat die soziale Spaltung in
unserem Land stärker in das Bewusstsein der Menschen gerückt. Mit der Forderung
nach sozialer Gerechtigkeit können auch die Mehrheitsverhältnisse im Bundestag gekippt
werden – wenn, ja wenn die SPD sich endlich glaubwürdig von ihren Desastern
Kriegspolitik, Agenda 2010, Hartz IV und Rente mit 67 verabschiedet.
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