Wie weiter nach den Herbstaktionen - für einen Politikwechsel?
Jahresauftakt mit Bettina Jürgensen in Saarbrücken
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Wie
kämpfen wir gemeinsam gegen neoliberale Politik in Europa und in
unserem Land, wie weiter nach den Herbstaktionen 2010, warum gehen noch
immer zu wenige auf die Straße?
Auf dem gut besuchten politischen Jahresauftakt der DKP Saarland wurden
diese und andere Fragen diskutiert, die nicht nur Kommunistinnen und
Kommunisten bewegen. Bettina Jürgensen, Parteivorsitzende der DKP,
berichtete den über 50 Anwesenden von den Erfahrungen der Bewegung
gegen die Sparpläne der Landesregierung in Schleswig-Holstein. Sie
verwies in ihrem Referat auf die Bedeutung breiter Bündnisse mit
starker Beteiligung der Gewerkschaften, die die Aktionen auch in der
Vorbereitung gemeinsam planen und organisieren. Sie machte auf den
Widerspruch aufmerksam zwischen zunehmender Kritik an den
gesellschaftlichen Verhältnissen und der nach wie vor fehlenden
Bereitschaft zum aktiven Handeln. Von der Bewegung gegen S21 und der
Anti-Castor-Bewegung könne man lernen, wie gesellschaftliche
Allianzen für politische Veränderungen entstehen und wie
nachhaltig sie regional die politischen Verhältnisse in Bewegung
bringen können. Ein Schlüssel, um die Motivation zur
Teilnahme an Aktionen zu verbessern, sei eine realistische Zielsetzung
durch das Bündnis selbst, wie z.B. die Verzögerung der
Castor-Transporte. Kommunistinnen und Kommunisten versuchen dabei den
Vernetzungsgedanken zu verbreiten, damit aus den zahlreichen
Einzelaktivitäten eine breite Bewegung für einen
grundlegenden Politikwechsel entstehen kann.
Thomas Hagenhofer, Bezirksvorsitzender der DKP Saarland, verwies auf
die arbeiterfeindliche Schlussbilanz der Regierungspolitik von Peter
Müller. Kein anderes westliches Bundesland hat mehr Leiharbeit und
prekäre Beschäftigungsverhältnisse hervorgebracht,
nirgendwo ist die Schere zwischen Löhnen und Gewinneinkünften
so groß. Er forderte dazu auf, die momentane K-Debatte für
ein offensiveres Auftreten der Partei zu nutzen; Kommunistinnen und
Kommunisten müssten sich stärker als sachkundige
Gesprächspartner über gesellschaftliche Veränderungen
profilieren. Das Parteiprogramm und die Beschlüsse des Parteitags
gäben hierzu eine Menge Anregungen.
In der Diskussion standen zum einen die Einschätzung der
Herbstaktionen und zum anderen die Frage nach Strategie und Taktik
für gesellschaftliche Veränderung im Mittelpunkt. Im
„heißen Herbst“ wurde die regional sehr
unterschiedliche Mobilisierung kritisiert, die größere
Erfolge verhinderten. Deutlich wurde aber auch, dass die
Aktionsbereitschaft in den Betrieben sehr stark von der
wirtschaftlichen Situation abhängig sei. Insbesondere in einigen
exportorientierten Großbetrieben sei die Einbindung der
Belegschaft durch vorgezogene Lohnerhöhungen und Neueinstellungen
in die Unternehmenslogik des Exportbooms gelungen.
Desweiteren wurde angesichts der ausbleibenden großen
Massenproteste vor einer pseudoradikalen Orientierung auf militante
Aktionen gewarnt. Radikal sei, was die Massen bewege. Dazu
gehörten sicher nicht Orientierungen radikaler Linker, wie sie
vereinzelt auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz in Berlin vertreten wurden.
Große Sorgen wurden in der Diskussion über die Zerrissenheit
der DKP und über die ausgrenzenden Wahlergebnisse auf dem
Parteitag geäußert. Im Vorfeld des Parteitages seien die
Thesen des Sekretariats zu einem Popanz aufgeblasen worden, um
Positionsgewinne in einem einseitig geführten Machtkampf auf dem
Parteitag zu erzielen. Die Versammlung sprach sich gegen die
Vorstellung einer in allen Führungspositionen verströmten
Partei aus. Dies sei niemals der Weg gewesen, die Einheit
wiederzuerlangen. Große Bedeutung für die Zukunft der Partei
werde das UZ-Pressefest und die Theoretische Konferenz im Herbst haben.
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