Achtung, Gaukler und Fallensteller
Verschachern die
Grünen den möglichen Politikwechsel im Saarland? (aus
UZ vom 25.09.09)
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Fast vier
Wochen nach den Landtagswahlen im Saarland droht die Regierungsbildung
im Saarland dank der „Zünglein-Partei“ Die
Grünen mehr und mehr zur Farce zu werden. Obwohl bei den
Wahlen mit minus 13 Prozent für 10 Jahre neoliberale
Landespolitik abgestraft, darf Ministerpräsident Peter
Müller noch immer auf „Jamaika“, also eine
CDU/FDP/Grüne-Koalition, hoffen. Da helfen weder die
fortwährenden Signale aus der grünen Bundespartei
gegen diesen Wähler/innen-Betrug, noch die Tatsache, dass in
der Landeshauptstadt die Zeichen auf Ablösung der
CDU-FDP-Koalition gestellt werden.
Grünen-Chef
Hubert Ulrich betont ständig, dass es in den
Sondierungsgesprächen darum gehe, auszuloten, mit welchen
Partnern mehr grüne Inhalte durchzusetzen seien.
Grüne Energiewende, eine andere Bildungspolitik mit den
Kernkraftbefürwortern und Elitebildungspolitikern von CDU und
FDP? – Mehr Gaukelei geht nicht!
In Wahrheit
geht es längst um Postenschacherei und Machtpositionen. Der
saarländische FDP-Europaabgeordnete Chatzimarkakis hat das
begriffen. Er bietet den Grünen öffentlich ein
Mega-Ministerium an und wird dann wegen dieses zu offensichtlichen
Bestechungsversuchs von der eigenen Partei gemaßregelt.
Niemand soll mitbekommen, was hinter den geschlossenen Türen
so sondiert wird. Die CDU opfert in diesem Machtspiel dann auch gleich
die im Wahlkampf heftig verteidigten Studiengebühren und
möchte sich zukünftig stärker als
„Partei der sozialen Gerechtigkeit“
präsentieren. Es wird also gelogen und getäuscht,
dass sich die Balken der Saar-Brücken biegen.
Gleichzeitig
üben die einschlägig bekannten Kapitalkreise
unverhohlen Druck auf die Regierungsbildung aus. Der
Aufsichtsratsvorsitzende von Villeroy und Boch, Wendelin von Boch,
droht sogar mit der Abwanderung nach Luxemburg, wenn DIE LINKE an der
Regierung beteiligt wird. Der unterwürfig-schleimende Reporter
der Saarbrücker Zeitung fragt ihn natürlich nicht,
wie dies dazu passt, dass V & B gerade ein Werk in Luxemburg
dicht macht. Wieder einmal tritt in Sachen
Demokratieverständnis ein saarländischer Unternehmer
in die Fußstampfen von Stumm und Röchling.
Die SPD
hätte es in der Hand, diesem unwürdigen Spiel ein
Ende zu bereiten. Mit einem klaren Programm für einen
Politikwechsel könnte sie aus ihrer defensiven Rolle
herauskommen, könnten ihre Wählerinnen und
Wähler mobilisiert werden für
außerparlamentarische Aktionen. Stattdessen wird beim
Gespräch mit DER LINKEN theatralisch auf die desolate
Haushaltslage verwiesen und im Falle der Regierungsübernahme
ein „Kassensturz“ angekündigt. Was soll
diese pathetische Verlautbarung von lange bekannten Tatsachen? Will man
bereits jetzt die Erwartungen der Anhänger an einen
möglichen Politikwechsel dämpfen? Warum beteiligen
sich DIE LINKEN in voreiligem Gehorsam an diesem Schauspiel?
Erfreulicher
ist da schon die Ankündigung des LINKEN-Chefs Rolf Linsler, es
dürfe keine weiteren Privatisierungen öffentlicher
Unternehmen geben. Zudem dürfe eine gemeinsame Landesregierung
keine Stellen im öffentlichen Dienst und keine
Sozialleistungen mehr abbauen. «Wir streben
Rot-Rot-Grün an, aber nicht um jeden Preis», so
Linsler.
Während
also in einer Hängepartei die Bundestagswahlen abgewartet
werden und hin und her sondiert wird, schlägt die
kapitalistische Krise im Saarland voll zu. Vor einem Jahr wies die DKP
Saarland in einer aktuellen Einschätzung der Krisenfolgen auf
die Tatsache hin, dass nach der Kurzarbeit die Entlassungswellen
drohen. Und so vergeht kam ein Tag, an dem keine
saarländisches Unternehmen Arbeitsplatzvernichtung
ankündigt. Da lassen sich immer mehr Belegschaften erpressen
und setzen auf Lohnverzicht statt auf den gemeinsamen Kampf
für die eigenen Rechte.
Umso dringender wird es, den Vorschlag der DKP für ein
Landesprogramm „Der Mensch geht vor Profit“ zu
diskutieren. In die gleiche Richtung zielt eine Initiative des
Sozialforums Saar, die eine Podiumsdiskussion unter dem Titel
„Politikwechsel ist mehr als Regierungswechsel“
vorbereitet und versucht, die unterschiedlichen Bewegungen für
eine friedliche und soziale Landespolitik zu bündeln.
„Die Müller-Regierung wurde abgewählt, sie
darf im Interesse einer fortschrittlichen Veränderung nicht
wiederbelebt werden.“, steht in der Einladung zu dieser
Veranstaltung und weiter: „Wir fordern die Menschen im
Saarland auf, sich für ihre eigenen Interessen und eine
nachhaltige politische Veränderung einzusetzen –
auch auf der Straße!“
Thomas Hagenhofer
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