Nun ist es also raus, was die Jamaika-Landesregierung unter
„Stärkung der Städte und Gemeinden“ versteht:
Schwimmbäder und Büchereien schließen,
Arbeitsplätze vernichten oder nicht besetzen, städtische
Leistungen verschlechtern. So soll es nach den Vorstellungen des von
der vorangehenden Landesregierung beauftragten Gutachtens von Rödl
& Partner gemacht werden.
Leidtragende dieses Spardiktats sind alle Bürgerinnen und
Bürger – aber insbesondere die, die auf städtische
Leistungen angewiesen sind, weil sie kein Geld für private
Lösungen haben. Bereits jetzt sind Einschnitte durch den Stadtrat
beschlossen worden, wie die Erhöhung der Grundsteuern, die auf die
Mieten umgelegt werden, oder die Schließung der
Stadtteilbibliothek in Dudweiler.
Jetzt soll nach dem Willen von CDU-Finanzminister Jacoby die Stadt bis
2013 noch einmal 30,37 Millionen Euro zusätzlich sparen. Und
SPD-Finanzdezernent Latz gehorcht: „Die
Bäderschließungen hat der Rat ja nicht mitgemacht, jetzt
wird er seine Positionen überdenken müssen.“ (SZ vom
14.05.10) Im Wahlkampf hatte er noch getönt, mit ihm sei das nicht
zu machen.
So sieht die Logik derer aus, die Druck nur nach unten weitergeben,
statt sich auf die Hinterfüße zu stellen. Warum ruft die
Stadtverwaltung nicht gemeinsam mit Parteien und Bürgerinitiativen
zum Proteststurm gegen die Landesregierung? Warum erklären sie
nicht öffentlich, dass sich die Landesregierung ihr Gutachten
– mit Verlaub – irgendwo hinstecken kann?
Die Stadt weist auf ihre (zu) hohe Regionalverbandsumlage als Grund
für das hohe Defizit hin. Aber ist es eine Lösung, wenn nun
die bankrotte Landeshauptstadt ihr Problem an die fast genauso klammen
anderen Kommunen weitergibt?
Der Finanzdezernent weiß, dass die Stadt fünfmal mehr Zinsen
an die Banken zahlen muss als diese es sich im Moment bei der
Europäischen Zentralbank leihen können. Wieso eigentlich?
Wieso werden die Banken mit unseren Steuergeldern vor dem Zusammenbruch
gerettet, während diese sich weiterhin an der Überschuldung
der öffentlichen Haushalte bereichern?
Die Landeshauptstadt hat nicht zu viele Schwimmbäder – sie
hat zu viele politische Duckmäuser und Umfaller! Alle
Stadtratsparteien wissen: Nur durch eine umfassende Entschuldung der
Stadt kann diese ihren Aufgaben auch zukünftig nachkommen und
dringend notwendige soziale, infrastrukturelle und kulturelle
Maßnahmen angehen. Holt Euch das Geld bei denen, die sich die
Taschen vollgestopft haben, bei den Reichen, bei den Konzernen und
Banken!
Wenn
sich die Saarbrücker Bürgerinnen und Bürger jetzt nicht
gemeinsam gegen das Spardiktat wehren, droht die Landeshauptstadt zum
Griechenland des Saarlandes zu werden, dem man das Fell über die
Ohren zieht. Unsere Städte brauchen nicht weniger sondern mehr
Geld – für die Bekämpfung von Armut, für die
Verbesserung von Bildungschancen, für Stadtteilarbeit und
-projekte. Die DKP Saarbrücken ruft alle fortschrittlichen, sozial
orientierten Kräfte der Landeshauptstadt auf, ein
Aktionsbündnis gegen das Kaputtsparen zu bilden und ihre
Kräfte zu bündeln.
Für uns Kommunistinnen und Kommunisten liegen die tieferen
Ursachen für die heutigen Krisen nicht im Versagen von Politikern
oder Machenschaften von Managern und Spekulanten. Ein demokratischer
und sozialer Weg aus den Krisen muss erkämpft werden –
gemeinsam von Gewerkschaften und sozialen Bewegungen und den linken
Kräften. Gegen die Macht des Kapitals und seine politischen
Repräsentanten.
Deshalb fordern wir:
- Keine Schließung städtischer Einrichtungen oder verschlechterte Serviceleistungen!
- Sofortige Einstellung aller Zinszahlungen aus
öffentlichen Kassen an die Banken für mind. ein Jahr als
Einstieg in umfassendes Entschuldungsprogramm!
- Die Reichen sollen zahlen! Millionärssteuer und Finanztransaktionssteuer jetzt!
- Sofortiger Abzug aus
- Afghanistan (jährlich 3 Mrd. EUR) und Stopp aller Rüstungsprojekte wie des Militärtransporters
- A400M (13 Mrd. EUR)
- Die Macht der Banken muss gebrochen werden!
- Banken enteignen und in Gemeineigentum unter demokratischer Kontrolle überführen!
- Keine Privatisierungen! Keine Abwälzung der Haushaltsdefizite auf die kommunalen Beschäftigten!
- Rücknahme der Sparvorgaben für die Stadt Saarbrücken durch die Landesregierung
Und eines ist offensichtlich: Eine Lösung dieser Probleme kann
nicht im Rahmen der Ordnung gefunden werden, die diese Problem erst
hervorruft.
Der Kampf für einen alternativen, fortschrittlichen Weg aus der
Krise muss mit dem Kampf für eine Veränderung des jetzigen
Kräfteverhältnisses und für eine radikale Änderung
der Gesellschaft verbunden werden.