Inhalte eines Politikwechsels
a) Frieden
Mit der
Eskalationsstrategie der NATO in Afghanistan wächst
auch die Gefährdung für die Soldatinnen und Soldaten
der Saarlandbrigade. Sie
werden mehr und mehr Teil einer barbarischen Kriegsmaschinerie, die im
Interesse des Kapitals diese Weltregion unter Kontrolle halten soll.
1200
Soldatinnen und Soldaten der Saarlandbrigade mit einer
Einsatzstärke von 400 sollen
in den kommenden Jahren zum Töten nach Afghanistan geschickt
werden. Eine
Milliarde Euro wird uns dieser Kriegseinsatz in diesem und jeweils drei
Milliarden
in den nächsten Jahren kosten. Noch nie war die Ablehnung
dieses Krieges in der
Bevölkerung so groß wie jetzt. Wir
unterstützen die gemeinsame
Unterschriftensammlung der Friedensbewegung gegen den
Afghanistaneinsatz. Auf
keiner Aktion, keiner Versammlung darf diese wichtige Sache fehlen.
Helft mit,
diese Sammlung zu einem großen Erfolg werden zu lassen. Die
Bundeswehr hat
große Probleme den gewünschten qualifizierten
Rekrutennachwuchs zu bekommen.
Deshalb wurden die Werbemaßnahmen in den letzten Jahren
vervielfacht.
Insbesondere an Schulen und Hochschulen wird die Einflussnahme
verstärkt. Wir
unterstützen daher die Forderung des FriedensNetzSaar
„Bundeswehr raus aus den
Schulen“. Es ist höchste Zeit, dass der neue
grüne Bildungsminister Klaus Kessler
den Kooperationsvertrag mit der Bundeswehr, den noch die
CDU-Alleinregierung
abgeschlossen hat, außer Kraft setzt. Dem Werben
fürs Sterben muss ein Riegel
vorgeschoben werden. Wir fordern stattdessen den Ausbau von Friedens-,
Umwelt- und
antifaschistischer Erziehung unter Einbeziehung fachlich kompetenter
Initiativen und Bewegungen.
In dem der Konferenz
vorliegenden Antrag 2 zur
Friedenspolitik erneuern wir unsere friedenspolitischen Forderungen und
regen eine
internationale Konferenz kommunistischer Parteien zur Friedenspolitik
in
Saar-Lor-Lux und Belgien an.
Die DKP Saarland fordert eine militärfreie
Zone Saar-Lor-Lux als Vorstufe zu einer europaweiten
Abrüstung. Das Saarland
braucht keine Brigade, schon gar keine in Afghanistan.
b) Arbeit und Soziales
Während die
Wirtschaftsbosse im Saarland auf den
kurzfristigen Profit schauen, und die Landesregierung die
jüngsten
Wachstumssteigerungen bejubelt, täuschen sie darüber
hinweg, dass sich das
Saarland in seiner größten Existenzkrise befindet.
Die Selbstständigkeit des
Landes war noch nie so gefährdet wie im Augenblick. Die
Weiterführung der
verschärft neoliberalen Politik in Berlin und
Saarbrücken führt das Saarland
letztlich in die Katastrophe.
Umso mehr ist
jetzt ein radikaler Politikwechsel in der
Wirtschafts- und Sozialpolitik erforderlich.
Die Ausuferung des
Niedriglohnsektors im Saarland muss
endlich gestoppt werden. Mit einem Anteil von 29 Prozent sind
Saarländerinnen
und Saarländer dank der fortgesetzten neoliberalen
Wirtschaftspolitik der
Landesregierung besonders stark betroffen, im Bundesdurchschnitt sind
es 20,7
Prozent. Im September 2005 wurden saarlandweit über 10.200
Aufstocker gezählt.
Im September 2009 waren es schon 15.300 Erwerbstätige, die im
ergänzenden
Leistungsbezug standen. Und die Eingliederung in Arbeit führt
nur bei etwa
jedem zweiten Leistungsempfänger zu finanzieller
Unabhängigkeit.
Prekäre
Beschäftigungsverhältnisse müssen
wirkungsvoll
bekämpft werden. Insbesondere die Leiharbeit wurde im
vergangenen Jahrzehnt
ausgeweitet. Leiharbeiter werden von den Unternehmern als Puffer
für das Heuern
und Feuern und als Lohndrücker eingesetzt. In der Krise werden
diese als erste
entlassen.
Bereits jetzt zeichnet
sich ab, dass die Unternehmer nach
der Krise keine neuen Normalarbeitsplätze schaffen, sondern
vor allem auf
zusätzliche Leiharbeit setzen. Es ist ein Irrwitz der
Geschichte, dass
mittlerweile stramme Neoliberale wie der luxemburgische
Präsident Juncker der
deutschen Politik und den Unternehmen Lohndumping und damit
internationale Wettbewerbsverzerrung
vorwirft.
Die Dramatik wird auch in
der Lohnentwicklung
deutlich. Der chronische Lohnrückstand im Saarland
gegenüber dem Bund muss
aufgeholt werden. Selbst im Aufschwung sind im Saarland die
Reallöhne gesunken.
Lohnerhöhungen und Beschäftigungssicherung sind
vorrangig Aufgaben einer
kämpferischen Tarifpolitik der Gewerkschaften gemeinsam mit
den Belegschaften.
Aber auch die Landespolitik könnte ihren Beitrag leisten. Die
Jamaica-Koalition
verzögert nach wie vor die Einführung eines
Tariftreuegesetzes, wie es von den
Gewerkschaften gefordert wird. Mit Nullrunden und
Arbeitszeitverlängerungen für
die Beamten und Angestellten im öffentlichen Dienst
drückt sie das Lohn- und
Leistungsniveau im Saarland herab. Zudem verweigert sie im Bundesrat
ihre
Zustimmung zu einem gesetzlichen Mindestlohn.
Mit attraktiven, besser
bezahlten Arbeitsplätzen unter guten
Arbeitsbedingungen und mit mehr Mitbestimmung kann der immer wieder
beklagten
Abwanderung junger FacharbeiterInnen aus dem Saarland entgegengewirkt
werden.
Dazu gehört auch die über eine Ausbildungsplatzabgabe
finanzierte bessere
berufliche Perspektive für junge Menschen.
Gute Arbeitsbedingungen
sind nach Einschätzung der
Beschäftigten eher eine Ausnahme. Nur ein Fünftel der
Beschäftigten im Saarland
bezeichnet die Arbeitsbedingungen als gut, schreibt die Arbeitskammer
unter
Berufung auf den DGB-Index „Gute Arbeit“. Der
zunehmende Zeit- und
Leistungsdruck in den Betrieben, der in der Krise noch
zusätzlich angestiegen
ist, sowie die Angst vor dem Arbeitsplatzverlust und die damit
verbundenen
existenziellen Sorgen führen zur Häufung von
Schlaflosigkeit und zu Depression
als neue arbeitsbedingte Erkrankung.
In der jetzigen
Wirtschaftskrise hat sich gezeigt, dass mit Arbeitszeitverkürzungen,
dazu zählt auch die Kurzarbeit, in gefährdeten
Betrieben Entlassungen wenn auch
unter spürbarem Lohnverzicht verhindert, der
Beschäftigungsstand gehalten
wurde.
Doch
Arbeitszeitreduzierung hat noch andere Dimension. Sie
ist eine Antwort auf die steigende Produktivität der Arbeit
und die
Notwendigkeit einer an qualitativen Zielen ausgerichteten
wirtschaftlichen
Entwicklung. Der vom Profit getriebene Drang zur Steigerung von
Produktion und
unbegrenztem Wachstum führt im Kapitalismus zu Krisen und
Verwerfungen, zu Katastrophen
und Kriegen. Die Forderung nach einem pfleglichen und rationellen
Umgang mit
den verfügbaren Ressourcen, nach alternativen Energien sowie
nach neuen
Mobilitäts- und Verkehrskonzepten stellen letztlich das
Profitsystem in Frage.
Der Kampf um diese Alternativen muss allerdings jetzt schon mit
menschenfreundlicher Arbeitszeitpolitik und
Arbeitszeitverkürzungen verknüpft
werden.
Trotz gewaltiger
Produktivitätssteigerungen wurde die in der
Metallbranche erreichte 35-Stunde-Woche wieder zurückgedreht,
in einigen
Bereichen die Arbeitszeit über 40 und mehr Stunden hinaus
verlängert, von den
Arbeitszeiten im Niedriglohnsektor ganz zu schweigen. Die
Arbeitszeitflexibilisierung hat nicht zu einem Mehr an frei
verfügbarer Zeit
geführt. Die Auseinandersetzung geht letztlich um die Frage:
Anpassung der
Menschen an die Lohnarbeit oder Anpassung der Arbeitszeit und Einkommen
an die
Lebensbedürfnisse der arbeitenden Menschen. Neben dem Kampf um
den Lohn ist der
Kampf um die Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich
ein zentrales
Kampffeld zwischen Kapital und Arbeit, das an Bedeutung gewinnen wird.
Die momentane Erholung
der Automobilkonjunktur verdeckt die
weltweiten Überkapazitäten und strukturellen Probleme
in der Automobilindustrie.
Wir begrüßen es, dass auf Initiative der IG-Metall
in dieser Branche erneut
über eine umwelt- und sozialverträgliche
Weiterentwicklung der Automobile und
der Verkehrssysteme nachgedacht und Innovationsstrategien entwickelt
werden,
die mit den Belegschaftsinteressen in Übereinstimmung gebracht
werden.
Mit einem
„weiter so!“ kann es auch in der
saarländischen Wirtschaftspolitik
nicht weitergehen. Die Perspektiven liegen nicht in einer
„Deindustrialisierung“ des Landes. Vor diesem
Hintergrund ist auch das
Betreiben des Auslaufbergbaus durch die Landesregierung und
interessierte
Wirtschaftskreise ohne ein Konzept zur Schaffung von
Ersatzarbeitsplätzen und
ohne Einordnung in ein industriepolitisches Gesamtkonzept zu bewerten.
Die
Potentiale der verarbeitenden Industrie, der Stahlindustrie und der
Energiewirtschaft müssen im Sinne einer „neuen
Industriepolitik“, wie es auch
die Arbeitskammer fordert, genutzt und entwickelt werden. Nur dies
schafft und
sichert qualifizierte und dauerhafte Arbeitsplätze. Auf dieser
Grundlage können
gut organisierte und selbstbewusste Belegschaften erhalten und
gestärkt werden.
Da ist ein elementares Interesse der organisierten gewerkschaftlichen
und
politischen Arbeiterbewegung im Saarland.
Mit der
Einführung der Hartz-IV-Gesetze wurden die
Spaltungs- und Verarmungsprozesse in der Gesellschaft
verstärkt. Die Debatte um
die Neufestsetzung der Regelsätze für
Empfänger von Arbeitslosengeld II,
angestoßen durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts,
betrifft Details
aber nicht die Ungerechtigkeit des Systems an sich. Langzeitarbeitslose
werden
in menschenunwürdige Ein-Euro-Jobs gezwungen, und greifen nach
dieser
Zuverdienstmöglichkeit wie nach einem Strohhalm. Hartz
IV muss weg! Die
Ein-Euro-Jobs müssen abgeschafft werden. Wir fordern die
Schaffung von regulären
sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen mit Existenz
sichernden
tariflichen Entgelten. Wir brauchen einen öffentlichen
Beschäftigungssektor,
demokratisch kontrolliert, unter Mitbestimmung der Gewerkschaften und
der darin
Beschäftigten, finanziert aus den Konzernprofiten.
Der „gesundheitspolitische
Systemwechsel“ in Richtung
einer Privatisierung des Gesundheitswesens ist in vollem Gange. Die
„Zusatzbeiträge“ sind der Einstieg in die
von der Bundesregierung betrieben
Kopfpauschale. Mit der von einigen Krankenkassen erhobenen 8,-
€ werden
Geringverdiener und viele Rentner mit einer mehr als einprozentigen
Einkommensbelastung besonders benachteiligt. Mit der
„großen Pauschale“ sollen
die Normalverdiener 150,- EUR mehr als bisher zahlen. Der
Arbeitgeberanteil
wird, wie nicht anders zu erwarten, auf der bisherigen Basis
festgeschrieben.
Die Tendenz geht in die Richtung, dass die staatlichen
Zuschüsse in den
Gesundheitsfond wegen der knappen Kassen geringer und die von den
Versicherten
zu zahlenden Pauschalen höher werden. Am Ende steht das Aus
des solidarischen
Gesundheitssystems.
Wir fordern weg mit
Kopfpauschalen und Zusatzbeiträgen. Das
solidarisch und paritätisch geführte
Gesundheitssystem muss rückgeführt und
beibehalten werden. Der von der Bundesregierung verfügte
Preisstopp für
Medikamente bleibt eine Farce, solange die Pharmakonzerne nicht unter
gesellschaftliche
Kontrolle gestellt werden. Die gesetzliche Krankenversicherung muss zu
einer
solidarischen Bürgerversicherung weiter entwickelt werden.
c)
Bildungspolitik
Liebe Genossinnen und
Genossen,
die Diskussionen um die
Bildungspolitik kochen im Saarland
gerade hoch. Die Landesregierung hat ein Konzept zur Schulreform
vorgelegt.
Eine Gemeinschaftsschule neben dem Gymnasium und das fünfte
Grundschuljahr
ändert am Grundprinzip nichts. Die soziale Auslese wird nur um
ein Jahr
verschoben. Leider hat sich auch die SPD-Saar auf das zweigliedrige
Schulsystem
festgelegt und schwächt damit die Opposition gegen die soziale
Selektion und
für ein langes gemeinsames Lernen.
Anstatt am dringend notwendigen Ausbau echter Ganztagsschulen zu
arbeiten, wird
der Etikettenschwindel der CDU-Alleinregierung fortgesetzt, indem
Halbtagsschulen lediglich um ein nachmittägliches
Betreuungsangebot für einige
Kinder ergänzt werden. Während an den
allgemeinbildenden Schulen sinkende
Schülerzahlen teilweise für Entlastung sorgen, ist
die Situation an den
berufsbildenden Schulen weiterhin katastrophal.
Unterrichtsausfälle und ein
viel zu geringer Anteil junger Lehrer/innen gefährden mehr und
mehr die
Qualität der Berufsausbildung.
Zurzeit sieht es so aus,
dass in der Landespolitik ein
„Schwarzer-Peter“-Spiel um die Frage stattfindet,
wem die Schuld am Scheitern
der sogenannten Schulreform mit 5. Grundschuljahr und
Zwei-Säulen-Modell -
also Gymnasium und Gemeinschaftsschule - zugeschoben wird. Wir
Kommunistinnen
und Kommunisten lehnen das gegliederte Schulsystem ab - ob vier, drei
oder
zweigegliedert. Dieses System dient einzig und allein der
generationsübergreifenden Absicherung von Privilegien einer
Bevölkerungsminderheit. Es schadet erwiesenermaßen
insbesondere den
Schülerinnen und Schülern aus der Arbeiterklasse. Wer
Studiengebühren
abschaffen will, weil sie die soziale Auslese im Bildungsbereich
verstärkt,
kann das gegliederte Schulsystem nicht unangetastet beibehalten. Eine
Schule
für alle - am besten als echte Ganztagsschulen - das
wäre ein echter
Fortschritt für unser Land und ist daher unabdingbarer
Bestandteil eines
Programms für einen Politikwechsel.
d)
Öffentliche Haushalte / Verschuldung
Liebe Genossinnen und
Genossen,
Neben den Auswirkungen
auf die betrieblichen
Auseinandersetzungen und Rahmenbedingungen hat die Krise in Bezug auf
die Landes-
und kommunalen Haushalte die spürbarsten Auswirkungen. Hier
ist der zweite
große Bereich, in dem die Krisenlasten auf die arbeitende und
von Arbeit
ausgegrenzte Bevölkerung abgewälzt werden sollen. Die
Gleichzeitigkeit von
Gewerbesteuereinbruch und Mehrausgaben für Sozialleistungen in
der Krise haben
die Verschuldungsfässer in zahlreichen saarländischen
Kommunen überlaufen
lassen. Das Land muss für ihren Anteil an Konjunkturpaketen
und
Rettungsschirmen 131 Mio. EUR mehr ausgeben, nimmt aber aufgrund von
Steuerausfällen 430 Mio. EUR weniger ein. Kaum eine
größere Kommune, die nicht
an Sparprogrammen bastelt. Herausstechend und leider beispielgebend
für andere
Städte und Gemeinden ist die Situation in
Saarbrücken. Die SPD-dominierte
Stadtverwaltung schnürte kurz vor Fastnacht ein Sparprogramm,
das in fataler
Weise eine Vielzahl der Einschnitte eines von der Landesregierung in
Auftrag
gegebenen Gutachtens der berüchtigten Fa. Rödl und
Partner enthielt. Die
rot-rot grüne Stadtratsmehrheit stoppte diese Pläne
nur in den Teilen, die die
brutalsten Auswirkungen auf die Saarbrückerinnen und
Saarbrücker gehabt hätten
– also die Schließung von zwei Freibädern
und drei Schulschwimmbäder. Sicher
ist dies eine wichtiger Erfolg - vor allem der Menschen, die sich in
Bürgerinitiativen und anderen Formen gegen diese
Pläne zur Wehr gesetzt haben.
Das Problem dabei ist nun aber die Argumentation, auf die sich die
Stadtratsmehrheit
und leider auch die LINKE einlassen. Sie verteidigen das Konzept von
Bettensteuer für Hotels, Erhöhung von Gewerbe- und
Grundsteuer unter dem Motto:
„Sparen ohne Wehzutun!“ – als ob dies bei
der momentanen Finanzlage auf Dauer
möglich wäre. Natürlich trifft die
Grundsteuererhöhung alle Hausbesitzer und
damit auch Mieter in Saarbrücken und Hotelbesitzer sind nun
nicht gerade die
Ausgeburt des Monopolkapitals, denen man vor allem die Gewinne
schmälern
müsste.
Die
Oberbürgermeisterin Charlotte Britz fordert im Einklang
mit der Stadtratsmehrheit richtigerweise einen Rettungssschirm
für die Kommunen
und führt aus: „Es muss Schluss damit sein, dass die
Bürgerinnen und Bürger in
den Kommunen für Entscheidungen in Berlin zur Kasse gebeten
werden. Wir
brauchen handlungsfähige Städte und Gemeinden. Wir
als Kommunen sorgen dafür,
dass das öffentliche Leben – dass der Staat
– funktioniert. Wir sind die Wurzel
der Demokratie“. Gleichzeitig gibt die Stadt aber den Druck
über den
Sparhaushalt an die Bürgerinnen und Bürger weiter.
Was völlig
fehlt, ist eine Perspektive des Widerstands. Wo
bleiben die öffentlichkeitswirksamen Aktionen gegen die
Handlungsunfähigkeit
der Stadt gemeinsam mit ver.di? Warum wehrt man sich nicht gemeinsam
mit den
Bürgerinnen und Bürgern gegen die unsoziale und
kommunenfeindliche Politik der
Bundesregierung? Wo bleibt der Marsch der Saarbrückerinnen und
Saarbrücker nach
Berlin?
Diese Schwächen
bergen die Gefahr, dass kein Widerstand
gegen die wahren Verantwortlichen entwickelt und in den kommenden
Auseinandersetzungen aufgrund sog. Sachzwänge aus den kleinen
Opfern, die den
Menschen zugemutet werden, erst mittlere und dann große
werden.
Die DKP
Saarbrücken hat in diese Auseinandersetzung mit
beispielhafter Argumentation eingegriffen. Wir haben uns richtigerweise
vor
allem mit CDU und FDP auseinandergesetzt, die die städtischen
Beschäftigten für
die städtischen Finanzen bluten lassen wollen. Zinsmoratorium
und Entschuldung
der Kommunen auf Kosten der Bankenprofite müssen unsere
Forderungen sein. Es
ist ein Skandal sondergleichen und weist viele Parallelen zur Situation
Griechenlands auf, dass die Stadt Saarbrücken ihre Schulden
mit 4-5 Prozent
Zinsen von den Banken finanzieren muss, während diese an die
EZB nur ein
Prozent zahlen.
Wir fordern daher
für Saarbrücken und alle anderen
saarländischen Kommunen:
- Keine Schließung städtischer
Einrichtungen oder verschlechterte Serviceleistungen!
- Sofortige Einstellung aller Zinszahlungen aus
öffentlichen Kassen an die Banken für mind. ein Jahr
als Einstieg in umfassendes Entschuldungsprogramm!
- Die Reichen sollen zahlen!
Millionärssteuer und Finanztransaktionssteuer jetzt!
- Keine Privatisierungen! Keine Abwälzung
der Haushaltsdefizite auf die kommunalen Beschäftigten!
- Rücknahme der Sparvorgaben durch die
Landesregierung
e) Frauen
Im Koalitionsvertrag der
Jamaika-Landesregierung steht unter
Punkt Soziales, Seite 56: „Unser Anspruch: Wir wollen den
Menschen –
insbesondere denjenigen, die sich selbst nicht helfen können
– wirksame
Hilfestellung zur Überwindung ihrer konkreten Problemlagen
geben.
Auch die Frauen im
Saarland verstehen bei diesen Sprüchen
immer mehr, dass das genaue Gegenteil gemeint ist. Wen wundert es denn
da noch,
dass im Saarland nun doch ein neues und lukratives
Geschäftsmodell (die Minipreneure
also Miniunternehmer) im Arbeitslosenbereich des Hartz IV-Erfinders und
wegen
Veruntreuung von Firmengeldern angeklagten Peter Hartz aus
Steuergeldern
finanziert und promotet wird. Peter Hartz spricht von einem
Modellprojekt
Saarland. Wem läuft es da nicht kalt den Rücken
runter. Im Geschäft mit der
Arbeitslosigkeit ist viel Geld zu verdienen. Nachhaltige Hilfen
für Frauen
bleiben aus. Im Juni 2010 sind 17.117 Frauen ohne Arbeit, davon 3.424
Frauen unter
25 Jahren. Die tatsächlichen Zahlen sind
größer, da Arbeitslose, die erkrankt
sind oder sich in Maßnahmen oder in Erziehungszeiten
befinden, dem Arbeitsmarkt
per Definition nicht zur Verfügung stehen und somit
„schön“ geschrieben werden.
Über ein Drittel der arbeitslos gemeldeten Frauen sind
älter als 50 Jahre.
Aktuell sind im Saarland 148.000 Frauen sozialversicherungspflichtig
beschäftigt. Damit hat die Zahl der Arbeitnehmerinnen in den
letzten zehn
Jahren deutlich zugenommen, während bei den Männern
im gleichen Zeitraum
Beschäftigungsrückgänge zu verzeichnen sind.
Das Saarland belegt trotzdem im
Ländervergleich bei der Frauenerwerbstätigenquote
einen der letzten Plätze.
Der
Beschäftigungszuwachs bei den Frauen ist
hauptsächlich
auf die starke Zunahme der Teilzeitbeschäftigung
zurückzuführen. Während
derzeit jede dritte Arbeitnehmerin in Teilzeit beschäftigt
ist, ist es bei den
Männern nur jeder zwanzigste Beschäftigte. Zudem sind
nahezu zwei Drittel aller
geringfügig Beschäftigten im Saarland Frauen. Diese
Situation wird von der
Arbeitsagentur auch gerne den Frauen selbst in die Schuhe geschoben.
Ausreden
und Erklärungsengpässe gibt es reichlich.
Verschwiegen wird die Zunahme
prekärer Beschäftigungsverhältnisse im
Saarland. Wir fordern weiter die Umsetzung
unserer beschlossenen Forderungen:
- Ein
Frauenförderprogramm zur Schaffung von Chancengleichheit auf
dem Arbeitsmarkt!
- Arbeitszeitverkürzung
jetzt!
Erwerbstätige Mütter und Väter brauchen mehr
Zeit für ihre Familien. Die Reduzierung der
wöchentlichen Arbeitszeit auf 35 Stunden ist keine Utopie. Das
direkte Nachbarland des Saarlandes - Frankreich - hat die
35-Stundenwoche gesetzlich festgeschrieben.
- Beseitigung
der Hartz-Gesetzgebung und öffentliche
Arbeitsbeschaffungsprogramme und deren Finanzierung durch die
großen Unternehmen.
- Sofortprogramm
zur Bekämpfung der Kinderarmut im Saarland mit:
- Kostenloser
Schulspeisung
- Kostenlosem
Transport der Schüler- und Schülerinnen in die Schule
- Lehr-
und Lernmittelfreiheit
- Kostenlosem
Zugang zu Freizeit- und Kulturangeboten
- Ausweitung
der sozialen Hilfs- und Betreuungsangebote in den Schulen und Kommunen
- Ausweitung
sozialer Projekte, Beratungs- und Betreuungsstrukturen vor Ort
- Schaffung
von Bedingungen und Netzwerken für ein selbstbestimmtes Leben
im Alter im gewohnten Umfeld
f) Jugend
Binnen zweier Jahre ist
die Zahl der Ausbildungsplätze um
rund 15 Prozent zurückgegangen. Die Arbeitslosenquote unter
den 15- bis
24-Jährigen liegt bei fast 15 Prozent. 47 Prozent der
Jugendlichen erhalten nur
einen befristeten Arbeitsvertrag. Bundesweit arbeiteten 56 Prozent der
unter
25-Jährigen im Niedriglohnbereich.
Nach der Ausbildung in
die Zeitarbeit – diese Erfahrung
machen auch immer mehr Jugendliche im Saarland. Prekäre
Beschäftigungsverhältnisse befördern
unsichere Zukunftsaussichten und geben
keine Planungssicherheit für junge Menschen. Sie erfahren
immer früher, dass
der Wert des Menschen und seiner Arbeit stetig sinkt. Hartz IV ist das
neue
Damoklesschwert für junge Arbeitnehmer.
Ein schlechtes
Arbeitsklima und ein hoher Leistungsdruck
belasten schon früh Jugendliche. 25-30% der Auszubildenden
brechen ihre
Ausbildung im Saarland frühzeitig ab. Häufig werden
sie als billige
Arbeitskräfte missbraucht. Ein schlimmes Beispiel ist hier der
Gastronomiebereich. Die Klagen von Ausbildungsbetrieben, dass viele
Jugendliche
den schulischen Anforderungen einer Berufsausbildung nicht gewachsen
sind,
unterstreicht die Notwendigkeit das gegliederte Schulsystem endlich
abzuschaffen und die Berufsausbildung zu reformieren. Schlechte oder
gar keine
Schulabschlüsse führen auf dem Ausbildungsmarkt zu
Verdrängungsprozessen, die
insbesondere Schwächeren keine Chancen bieten. Diese
Konkurrenzsituation wird
dadurch verschärft, dass sich Unternehmen - insbesondere
Großbetriebe - seit
Jahren aus der Ausbildung heraus stehlen. Deshalb müssen die
Betriebe, die
nicht ausbilden zu einer Ausbildungsabgabe gesetzlich verpflichtet
werden. Wir
fordern im Saarland die sofortige Einrichtung von 1000
außerbetrieblichen
Ausbildungsplätzen in Berufsschulzentren und die Einrichtung
von 1500 Plätzen
für volljährige Jugendliche, um den
Hauptschulabschluss extern und in Schulform
nachholen zu können – jenseits von sogenannten
bvb-Maßnahmen.
Im Saarland hat sich im
letzten Jahr erfreulicherweise eine
neue linke Jugendgruppe, die Junge Marxistische Gruppe Saar,
gegründet. Sie
entwickelt marxistisch Jugendarbeit im Kreis Neunkirchen und sucht eine
enge
Zusammenarbeit mit der DKP. Aufgrund der zunehmend politisch engen
Ausrichtung
und Außenwirkung der SDAJ bundesweit sowie ihrer zunehmenden
Distanz zur
Politik der DKP, wollten diese jungen Genossinnen und Genossen keine
SDAJ-Gruppe gründen. Wir werden sie in ihrem Bemühen,
linke Jugendliche in die
Aktion zu bringen und für unsere Weltanschauung zu
interessieren, nach unseren
Möglichkeiten weiter unterstützen und
wünschen ihnen viel Erfolg.
„Lernst Du noch
oder lebst Du schon?“ so war die
Jugendzeitung „Red Marx“ betitelt, die zum
Bildungsstreik im Saarland von der Jungen
Marxistischen Gruppe Saar herausgegeben wurde. Denn der Druck auf die
Schüler
und Schülerinnen wächst. Schon im Kindergarten wird
vermittelt, dass nur gute
Schulnoten einen Anspruch auf das Erdenglück sichern. Wer
nicht zur Elite
gehört, landet bei den Verlierern. Entscheidend ist nicht,
welche Qualität gelernt,
sondern wie viel und für wen – im Sinne von Bedarfen
für die kapitalistische
Wirtschaft. Schon früh soll trainiert werden, dass eine eigene
Meinung und die
Formulierung von eigenen Interessen nicht mehr in sind. Demokratie und
Mitbestimmung finden – so die kapitalistische Logik
– alle 4 Jahre formal an
der Wahlurne statt. Massenevents sollen Massenproteste ersetzen bzw.
dienen zum
Luftablassen.
Diejenigen, die durch das
vorgegebene Leistungsnetz fallen,
haben oft keine Auffangstation mehr. Der Anteil von Jugendlichen ist am
Wachsen, der aufgrund völlig fehlender Zukunftsperspektiven
und der bestehenden
ungenügenden sozialen Angeboten nicht mehr in
gesellschaftliche Arbeits- und
Lebensprozesse einbezogen werden kann. Mangelnde Qualifikation, Alkohol
und
Drogen, entsolidarisierende und isolierte Lebenserfahrungen
führen bei vielen
zu Demotivation und ein sich Einrichten in die bestehenden
Verhältnisse am
Rande der Gesellschaft.
Der Anteil wohnungsloser
Jugendlicher wächst im Saarland. Eine
Anfrage der Fraktion DIE LINKEN im Landtag ergab, dass darüber
(natürlich)
keine Zahlen vorliegen! Die Zahl wohnungsloser Jugendlicher ist auch
deshalb am
Steigen, weil vor allem Jugendliche das Sanktionsverfahren der
Hartz-Gesetzgebung bis zur kompletten Einstellung der Mietzahlung
erfahren
müssen und dies häufig zu Obdachlosigkeit
führt.
Die DKP
fordert ein Sofortprogramm für die saarländische
Jugend:
- Sofortige
Einrichtung von 1000 qualifizierten außerbetrieblichen
Ausbildungsplätzen in
den bestehenden Berufsschulzentren
- Wer
nicht ausbildet muss zahlen – Gesetzliche
Ausbildungsverpflichtung für Betriebe
und Konzerne
- Bereitstellung
von 1500 Plätzen zum externen Erwerb des Hauptschulabschlusses
jenseits der
bvb-Maßnahmen!
- Weg
mit dem gegliederten Schulsystem – eine Schule für
alle
- Reform
der Berufsausbildung
- Sofortprogramm
für sozial benachteiligte Jugendliche und Entkoppelung von der
Hartz
IV-Gesetzgebung zur Finanzierung von:
- beratenden
und betreuenden Strukturen vor Ort
- Schaffung
von Wohnraum
- Formen
jugendgemäßer Suchtberatung und Therapieangebote
g)
Energiepolitik
Liebe Genossinnen und
Genossen,
Die Erhaltung und der
Umbau der Industrie ist für das
Saarland ein wichtiger Faktor für die Erhaltung seiner
Selbständigkeit. Die
heutige Industrielandschaft im Saarland benötigt enorme Mengen
an Energie. Auch
nach einer Abkehr von der automobilorientierten Produktionsstruktur
wird der
Energiebedarf sehr hoch bleiben. Das Saarland war in seiner
Industriegeschichte
immer auch Energieexportland.
Dabei wurde jedoch an
Landschaft, Umwelt und Menschen
Raubbau betrieben. Ein „weiter so“ kann es deshalb
nicht geben. Das Saarland
muss eine Vorreiterrolle in der Erforschung und Einführung
alternativer
Energien spielen, auch weit über die heute bekannten Formen
hinaus. Die
Voraussetzungen dafür sind vorhanden: Forschungseinrichtungen,
industrielle
Erfahrungen in der Energieproduktion, ein Stromnetz an einem
für das
europäische Netz wichtigen Knoten mit einer Schnittstelle an
das französische
Netz, Experten und Fachpersonal für die Energiewirtschaft.
Insbesondere
müsste auch geprüft werden, welche
Möglichkeiten für die Nutzung von Erdwärme
es in unserem Land mit immer noch
vorhandenen Bergbauschächten gibt. Während der
Ausbauphase für alternative
Energieprojekte und nach dem sofortigen Ausstieg aus der Kernenergie
benötigen
wir jedoch als Übergangstechnologie noch für einen
Zeitraum von 2 – 3
Jahrzehnten hocheffiziente, dezentrale Kraftwerke auf Basis fossiler
Energieträger. in Ensdorf muss ein Ersatz für die
dort noch arbeitenden viele Jahrzehnte
alten Dreckschleudern geschaffen werden. Alle Arbeitsplätze
für die Ensdorfer
Kraftwerker müssen im Saarland erhalten bleiben.
Zu prüfen ist,
ob die im Saarland vorhandenen
Fettkohlereserven unter nicht bebauten Gebieten ohne
größere Begbauschäden abgebaut
werden könnten, z.B. vom Schacht Göttelborn aus.
Diese Kohle würde mit ihrem
hohen Brennwert und bei Einsatz von Kraft-Wärme-Kopplung einen
so hohen
Wirkungsgrad erzielen, dass auch bei Bindung des produzierten CO2 eine
höhere
Effizienz als in den heutigen Kraftwerken gegeben wäre.
Die DKP fordert ein
langfristiges, demokratisches, energiepolitisches
Konzept, das Umwelt- und Klimaschutz berücksichtigt, sowie das
Ziel einer
gerechten und friedlichen Rohstoffversorgung verfolgt. Wichtige
Eckpunkte dafür
sind:
-
Ausbau
der erneuerbaren Energien und der
Erhöhung ihres Anteils an der Energieversorgung;
-
Ausstieg
aus der Atomenergie durch Abschalten
der Atomkraftwerke und Ausgleich durch umweltfreundliche Kraftwerke auf
Kohlebasis für eine Übergangszeit; dabei muss
einheimische Steinkohle zum
Einsatz kommen; gemeinsam mit über 20 anderen Organisationen
und Parteien rufen
wir zur Demo „Cattenom No Merci“ am 18. September
in Perl auf
-
Bau
kleiner, dezentraler Blockkraftwerke mit
Kraft-Wärme-Koppelung in Ergänzung zu noch
notwendigen Großkraftwerken;
-
Ausbau
des Nah- und Fernwärmenetzes;
-
Keine
Schaffung von Überkapazitäten, die zur
Energievergeudung anreizen, sondern
konsequente Schritte zur Energieeinsparung;
-
Energie
muss bezahlbar bleiben, ein Sockelverbrauch muss kostengünstig
für alle zur
Verfügung stehen. Energieverschwendung über diesen
Sockel hinaus muss über die
Preisgestaltung geahndet werden. Sozial Benachteiligten muss bei
Energieeinsparungsmaßnahmen geholfen werden.
Die Grundlage jeder
demokratischer, ökologischer und
sozialer Energiepolitik ist die Vergesellschaftung aller
Energieversorgungseinrichtungen und der sie tragenden Unternehmen. Die
beste
Begründung für diesen Schritt haben die
Energiekonzerne selbst mit ihrer
Drohung geliefert, alle Kernkraftwerke sofort abzuschalten, wenn die
von der
Bundesregierung geplante Brennelementesteuer eingeführt wird.
Eigentlich ist
damit der Tatbestand der Nötigung von Verfassungsorganen
erfüllt. Das deutsche
Großkapital bleibt sich darin seit Anfang des letzten
Jahrhunderts treu. Sie
gehören wie die privaten Großbanken enteignet und
zwar schnell. Nur wenn das
Profitinteresse nicht mehr im Vordergrund steht, können echte
Veränderungen in
der Energiepolitik erreicht werden. Die demokratische Kontrolle darf
dabei nicht
allein von den kommunalen oder regionalen Parlamenten ausgehen, da auch
in den
hochverschuldeten Kommunen und Ländern letztendlich der Profit
abgeschöpft wird,
um die Zinszahlungen an die Banken zu bedienen.
Umweltverbände, Gewerkschaften
und Beschäftigte müssen hierbei eine starke Position
erhalten.
h)
Demokratie/Antifaschismus
In der Innenpolitik des
Landes sollte Stefan Toscani in der
Dreier-Koalition der Garant sein für eine Fortsetzung der
bisherigen
antidemokratischen Linie der Vorgängerin Kramp-Karrenbauer und
Meiser. Diese
Sorge erwies sich jedoch als unbegründet. Die Saar-FDP war
schon als
Oppositionspartei nicht durch liberale demokratische Forderungen
aufgefallen.
Die Grünen hatten bei den Koalitionsverhandlungen lediglich
auf die Forderung
nach Erleichterungen für den Volksentscheid bestanden. Dies
dürfte – wenn die
Wirklichkeit wird – der einzige fortschrittliche Punkt sein.
All ihre weiteren
Forderungen der vergangenen Jahre auch in der Demokratie-Frage wurden
den
Regierungssesseln geopfert.
Das ehemals heftig
kritisierte Polizeigesetz, die operative
Zusammenarbeit einer vor wenigen Jahren neu eingerichteten
Staatschutzabteilung
und des LKA mit dem „Verfassungsschutz“, die
Vorschriften zur rigorosen
Abschiebung von Flüchtlingen und Asylsuchenden, alles wird
akzeptiert. Das
Schmierentheater um die Ablösung des Datenschutzbeauftragten
Lorenz und dessen
Ersetzung durch einen versorgungsbedürftigen FDPler, kein
Problem.
Im März d.J.
wurde bekannt, dass die Zahl
rechtsextremistischer Straftaten im Saarland stetig angestiegen ist und
sich in
den letzten fünf Jahren verdoppelt hat. Sozialministerin und
ehemals
Innenministerin Kramp-Karrenbauer forderte daraufhin von der
Bundesregierung
mehr Engagement im Kampf gegen „Linksextreme“. Die
Absicht ist klar.
Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Neofaschismus werden
ignoriert und
toleriert, die öffentliche Meinung wird gegen Linke und
Antifaschist/innen
mobilisiert.
Wohin das führt,
zeigte sich vorletzte Woche in
Niedersachsen. Das Verwaltungsgericht Hannover genehmigte einen Aufzug
von
Neonazis in Bad Nenndorf und bestätigte - zum Entsetzen des
DGB und anderer
Bündniskräfte - ein Verbot der antifaschistischen
Gegendemo mit der Begründung
der zuständigen Sicherheitsbehörde, wonach im
linksextremen Spektrum mehr
Gewalttäter zu befürchten seien als im rechten
Spektrum. Nur aufgrund des
Aufschreis der demokratischen Kräfte in Niedersachsen wurde
dieses Urteil von
der nächsthöheren Instanz kassiert, konnte die
Gegendemo mit Erfolg
stattfinden.
Auch
wenn der „Verfassungsschutz“ im Saarland unter den
besonderen Bedingungen der
Rolle Lafontaines die Beobachtung der Partei Die Linke eingestellt hat,
werden
weiterhin alle weiteren linken und antifaschistischen Kräfte
bespitzelt. Und
auch für die LINKEN bleibt die Situation nicht
unproblematisch: mit Gründung
einer Gruppe der Kommunistischen Plattform sind die antikommunistischen
Jäger
wieder scharf geworden.
Ersatzlose
Auflösung des „Verfassungsschutzes“
– diese Forderung bleibt weiterhin auf der
Tagesordnung! Notwendig ist es, diese Forderung auf eine
breitere Basis
zu stellen und den Verfassungsschutz in demokratischen Kreisen zu
ächten.
In unserem
Entschließungsentwurf „gegen Rechtsentwicklung
und Neofaschismus“ haben wir unsere Auffassung zu aktuellen
Aufgaben im Kampf
gegen den Neofaschismus dargelegt. Um sich beständig und
konsequent mit
Neofaschismus und Ausländerfeindlichkeit auseinanderzusetzen,
braucht unser
Land mehr als Sonntagsreden zum 20. Juni, dem Jahrestag des Attentats.
U.a. fordern wir ein antifaschistisches
Aktionsprogramm
im Saarland gegen alte und neue Nazis, das Verbot jeglicher
neonazistischer
Propaganda und das Verbot der NPD! Hier wäre das
Geld für den
Spitzeldienst sinnvoller angelegt. Der
entschlossene Kampf gegen Neonazismus und Rassismus muss zur
gesellschaftlichen
und staatlichen Aufgabe gemacht werden!
In
den letzten Jahren wird der Konsens der antifaschistischen
Kräfte im Saarland
zunehmend von einer kleinen Gruppe im autonomen Bereich in Frage
gestellt. Dazu
nehmen wir Stellung im Entschließungsentwurf
„Solidarität mit der israelischen
Friedensbewegung“. Wir halten die Positionen dieser
„antideutschen Kräfte“ für
falsch und schädlich und weisen die damit einhergehenden
Diffamierungen
antifaschistischer Kräfte und Persönlichkeiten
zurück.
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